Beziehungsvolle Pflege nach Emmi Pikler
Emmi Pikler beobachtete in dem von ihr gegründeten Säuglings- und
Kleinkinderheim Lóczy, dass die Erfahrung von aufrichtiger und liebevoller
Zuwendung beim Wickeln zu einer emotionalen Sättigung der Säuglinge und
Kleinkinder führen kann. Das Kind genießt dabei die ungeteilte Aufmerksamkeit der
wickelnden Person.
Pikler sieht die Zeit des Wickelns als kostbare und täglich wiederkehrende
Situationen, um mit dem Kind durch eine achtsame Interaktion beim Wickeln die
Beziehung zwischen wickelnder Person und Kind zu stärken. Diese achtsame
Interaktion kann nicht unter Zeitdruck gelingen: So wird das Wickeln als Begegnung
mit intensivem Austausch zwischen wickelnder Person und dem Kind gesehen, das
zu dessen Wohlbefinden beiträgt und nicht als schnelle Abfertigung und Reinigung
des Kindes werden soll.
Für Pikler war der Schutz der Säuglinge und Kleinkinder und die Achtung ihrer
kindlichen Grenzen sowie ihrer Intimsphäre besonders wichtig. Dabei geht es sowohl
um die Einsicht von außen auf das Wickeln als auch um die Berührungen der
wickelnden Person.
Auch sind Ablenkungsversuche durch Spielzeug oder Mobiles beim Wickeln in der
beziehungsvollen Pflege nicht notwendig. Zwischen Kind und wickelnder Person kann durch die Interaktion ein wertvoller Kontakt entstehen und ein
Beziehungsaufbau begünstigt werden.
Um in der Pflegesituation Wickeln Zuwendung und Aufmerksamkeit zu erfahren, ist
es besonders wichtig mit dem Kind in Kontakt zu sein und jede Handlung mit dem
Kind sprachlich begleiten. Auch Kleinkinder können (non-)verbale Reaktionen
ausdrücken und Ihnen Rückmeldungen geben. Respekt, Feinfühligkeit und ein
liebevoller Umgang sind die Grundhaltungen bei der beziehungsvollen Pflege.
Sofern diese Haltung durch wiederkehrend gleiche Abläufe umgesetzt wird, schafft
dies Sicherheit und Orientierung für das Kind. Auf dem Wickeltisch zuhause oder im
Freien.
Vgl. Wede, Ursula: Das Wickelbuch, 2019, Köln: Clara Link, S. 9; 13; 21; 33